Prostata – ein Organ der Lust
Sucht man im Internet nach dem Stichwort Prostata, erscheint es fast ausschließlich im
Kontext von Krankheit. Dabei ist die Prostata ein feines Instrument der sexuellen Lust,
wenn man es zu nutzen versteht.
Die sexuelle Funktion der Prostata ist in unserem westlichen Kulturkreis häufig unbekannt,
denn die männliche Sexualität ist einlinig auf die Aktivität, auf das im wahrsten Sinne des
Wortes Penetrative geprägt. Für den Mann scheint es eine lineare Ausrichtung zu geben:
schauen – sich dem Ziel nähern – Berühren – Erregung steigern – aktiv-sein – Orgasmus –
Ejakulation. Das ist ein Teil der männlichen Funktionslust und daran ist nichts auszusetzen.
Doch der Mann sucht meist ganz bestimmte Reize, die ihn stimulieren. Darauf folgen die
eingeübten Verhaltensmuster, auf die er sich verlassen kann. So wird im Laufe der Zeit
wieder und wieder dasselbe abgespielt. Allenfalls sucht er einen neuen Kick, der aber das
übliche Reiz-Reaktions-Schema nicht verlässt, sondern nur verstärkt. Aktives Handeln dient
dazu, dass alles “funktioniert”.
Die Chinesen wissen schon seit Jahrtausenden, dass ein Mann mehr, weiter, tiefer und
genüsslicher empfinden kann. Die Stimulation und Erregbarkeit der Prostata ist in der
Traditionellen Chinesischen Medizin und im Tantra seit langem bekannt. Dabei wäre aber die
Bereitschaft zur Hingabe und zum Empfangen nötig, sowie das Loslassen von Kontrolle und
Anspannung. Passive Lust ist oft eine Herausforderung für einen Mann. Die heiße Lust des
Beckens macht zwar auch mit angespannten Po-Backen Spaß, aber das Leben bietet mehr.
Die Anus- und Prostatamassage kann ein Tor dazu sein, die rezeptive Seite in sich zu
entdecken. Sie ermöglicht ein Aufbruch in eine neue männliche sexuelle Hingabe. Weniger
Anspannen – mehr Entspannen, weniger Aufregung – mehr Erfüllung, weniger Festhalten –
mehr Loslassen führt in Gefilde ungekannter Lust. Die vermeintliche Sicherheit der
eingeübten Aktivität wird abgelöst durch eine tiefere Wahrnehmung der sexuellen Potenz
und durch ein Mehr an lustvoller Tiefe. Es ist ein Strömen der Energie, ein Fühlen der
Sexualität über das Becken hinaus in den ganzen Körper. Die entspannte Po-Muskulatur lässt
die Wonnen der Lust offener und vertrauensvoller erspüren.
Bei den ersten Anus- und Prostatamassagen kann es durchaus sein, dass Verspannungen auf
der physischen und psychischen Ebene auftauchen. Das heißt aber nicht, dass etwas falsch
ist. Sich vertraut zu machen mit diesem Körperbereich, der kulturell abgewertet wird,
braucht Zeit. Jeder hat eigene Erfahrungen darin, wie dieser Körperabschnitt diskriminiert
wurde und immer noch wird.
Dass heute die Prostata hauptsächlich im Kontext von Krankheit und Schwäche
kommuniziert wird, ist eine kulturelle Verarmung und eine Konditionierung auf Problematik.
Durch eine professionelle Prostatamassage kann sie als ein Organ der Lust und der Wonne
erlebt werden.