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Ganz nackt?

ein Beitrag von Lea Söhner

Wie gefällt Ihnen Ihr Körper? Wie liebevoll und gelassen können Sie sich im Spiegel betrachten? Wie
fühlen Sie sich, wenn jemand ihren nackten Körper anschaut? Sind Sie vertraut mit allen Ihren
körperlichen Facetten? Kurz: fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut? Und mögen Sie auch Ihre Haut?
Fühlen Sie gerne Haut auf Ihrer Haut? Seien wir ehrlich:

Nur wenige Menschen entsprechen dem Schönheitsideal von Werbung, Film und Fernsehen. Und
die, die dem nahe kommen, sind sich oft selbst die schärfsten Kritiker. Dies darf insbesondere für
Frauen gelten.

Für manche ist der Körper ein Kultobjekt, manche Menschen sind wunderschön und doch ohne jede
Ausstrahlung. Manche genieren sich für kleinste Unregelmäßigkeiten, andere lassen resigniert ihren
Bauch wachsen, wohin er will, wieder andere empfinden Scham über ihre Genitalien. Schön wird ein
Mensch dann, wenn er seinen Körper liebevoll bewohnt, pflegt und achtet.
Der menschliche Körper hat eine lange und zwiespältige Kulturgeschichte. Die Aufspaltung des
Menschen in Seele und Körper hat sich als unheilvoll für beide erwiesen. Der Körper wurde entweder
zum Werkzeug degradiert, das dem Geist zu dienen habe, oder als Quelle des Bösen und der
Versuchung gegeißelt. Sage keiner, dies sei längst vergangen und habe mit der heutigen Realität
nichts mehr zu tun. Mythen, auch wenn an sie schon lange nicht mehr geglaubt wird, wirken
unbewusst wie eine geistige Software in uns weiter. So möchte ich sogar behaupten, dass die
Pornografisierung unserer heutigen Zeit auf das Konto dieser unrühmlichen Religionsgeschichte geht.
Hier wird die althergebrachte Spaltung von Körper und Seele besonders deutlich. Immer noch ist der
Körper Objekt, getrennt von allem, was den Menschen sonst noch ausmacht.
Bei den Dakinimassagen fallen die Hüllen im Rahmen eines Rituals, das die Verehrung des Körpers als
göttliches Geschenk einschließt. Wir massieren nackt, ohne ein schützend-distanzierendes Tuch, aber
auch ohne aufreizende Dessous. Sie als unsere Gäste liegen nackt vor uns und wir sehen Sie als ganze
Menschen, als Frau. Wir sorgen dafür, dass sich Ihre Schönheit durch die Massage erschließt. Die
Schönheit eines tief berührten, entspannten und glücklichen Menschen ist von anderer Art als die
der Schönheitsindustrie.
Wir unsererseits wollen Ihnen ein Gegenüber sein, selbstverständlich ein attraktives, gepflegtes
Gegenüber. Auch wir zeigen uns in unserer Nacktheit und Verletzlichkeit. Ihnen mit sinnliche Nähe
schenken, Sie Haut auf Haut spüren lassen und Begegnung ermöglichen.

Es ist der tiefe Respekt voreinander, der durch eine intensive Massage trägt.

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